Interview mit Annette Dytrt
Q: Erzählst du bitte etwas zu
deiner Profikarriere? Wie hast du deine Nische als Showläuferin
gefunden? Wie hast du es geschafft, auch ohne große internationale
Titel so erfolgreich als Showläuferin zu werden?
A: Es war eigentlich sehr cool
und lustig, denn Yannick und ich kennen uns ja von den Wettkämpfen.
Nachdem ich aufgehört hatte mit dem Leistungssport und mich fast ein
Jahr nicht gemeldet hatte, kam plötzlich eine Nachricht von ihm via
Facebook und er schrieb: "Hallo Annette, wie geht es dir? Ich
habe schon lange nichts mehr von dir gehört. Was machst du zurzeit?"
Ich habe geantwortet, dass ich meine Karriere als Leistungssportlerin
beendet habe aufgrund der familiären Situation und dass ich im
Moment ein paar kleine Shows als Einzelläuferin in der Tschechei
laufe. Er schrieb, dass er auch in Shows auftritt, auf der Suche ist
nach einer Partnerin und dass er sich gut vorstellen könne, dass es
mit uns funktioniert. Ich habe dann nicht lange überlegt und habe
gesagt "ja, warum eigentlich nicht! Ich habe nichts zu verlieren
und ich kann es ja probieren." Dann bin ich eine Woche später
nach Paris und dort haben wir uns zwei Wochen Zeit gegeben mit
Trainieren und Ausprobieren, wie es ist und wie es läuft. Und ich
muss sagen, als ich mit ihm auf das Eis ging, da hat es sofort
funktioniert und es hat gepasst. Und nach den zwei Wochen kam dann
schon das erste Angebot aus Mexiko.
Q: Wie sind sie denn auf euch
aufmerksam geworden?
A: Die Organisatorin kannte
Yannick und hat ihm gesagt, dass sie noch ein Paar suchen. Er hat
geantwortet, dass er mich als neue Partnerin hat und dass wir aber
erst seit zwei Wochen auf dem Eis sind. Aber es schaut für den
Anfang nicht schlecht aus und wir kommen gerne. Wir sind dann dorthin
und man war begeistert. Natürlich war das ja erst der Anfang und ich
war noch sehr unsicher und so. Nicht vom Vertrauen her, denn Yannick
habe ich gleich vertraut, aber wegen der Elemente. Da wir zwei Monate
lang jeden Tag eine Show hatten, lernt man dann aber ja sehr viel.
Danach kam dann gleich die Philippe Candeloro Show. Die größte
Überraschung war das Cabaret Lido. Yannick hatte im Lido schon
einmal ein Probetraining gemacht mit seiner alten Partnerin vor etwa
5 Jahren, aber das hatte ihnen nicht gefallen weil die damalige
Partnerin irgendwie unsicher sei. Jetzt hatte dann Yannick sie wieder
angeschrieben, dass er eine neue Partnerin hätte und gefragt, ob er
noch einmal probieren dürfte, ob das besser passen würde. Wir sind
gekommen und sie haben sofort "ja!" gesagt. Also das war
die größte Überraschung, dass wir nach dieser kurzen Zeit von zwei
Monaten dieses Angebot bekommen haben im Lido aufzutreten. Ich kannte
es vorher nicht so und war sehr begeistert davon. Es ist eine
Wahnsinns-Show, sehr professionell.... überall Glamour und Glitzer.
Das hat mir schon sehr gut gefallen. Nur die Eisfläche ist mit 6x6 m
sehr klein. So kam es, dass Leute von uns erfahren haben und wir
immer wieder gebucht werden.
Q: Du hattest früher schon
einmal Paarlaufen probiert?
A: Ja, das war 2008 mit Norman
Jeschke. Das war nur einen Monat in Kanada. Norman meinte dann, dass
er sich irgendwie schon zu alt fühlt. Er hatte ja jahrelang davor
nicht mehr trainiert und er hat gemerkt, dass es sehr anstrengend ist
wenn man die Teilnahme an den Olympischen Spielen möchte. Es wurde
ihm dann zu viel und er wollte das Comeback nicht mehr machen. Ich
verstehe, dass das körperlich für ihn zu anstrengend war, aber für
mich ist es ein bisschen dumm gelaufen. Weil ich ja vom Einzel- zum
Paarlaufen gewechselt war und dann nach nur einem Monat wieder zurück
musste. Aber mit Yannick läuft es nun gut und wir treten auch immer
wieder in der Show Kings on Ice auf.
Q: Du warst ja auch bei Holiday
on Ice?!
A: Ja, da war ich alleine ohne
Yannick. Holiday on Ice hatte mich immer wieder eingeladen zu
Eröffnungsshows in Berlin, Hamburg und so. Sie haben immer wieder
gefragt, ob ich nicht dabei sein möchte. Zu diesem Zeitpunkt war ich
aber noch aktiv als Leistungssportlerin und ich habe gesagt, dass es
nicht reinpasst, weil ich mich auf meine Wettkämpfe konzentrieren
musste. Sie haben dann erfahren, dass ich meine Karriere als
Leistungssportlerin beendet hatte und sie haben sich bei mir gemeldet
und gesagt, dass es doch nun passt. Und ein Angebot bei Holiday on
Ice ist schon was Großes, da sind ja auch schon Katarina Witt, Mandy
Wötzel und Ingo Steuer aufgetreten. Das war schon ein Erlebnis.
Q: Was sind die Unterschiede zum
Leistungssport und welche Gemeinsamkeiten gibt es? Sicherlich
trainiert ihr auch viel?
A: Wir trainieren hart und fast
täglich. Ich muss ja noch viel dazulernen. Wegen Holiday on Ice
konnten wir lange nicht zusammen trainieren, weil dort ja nur ich
gebucht war. Und dann vermisst man halt was. Das Gefühl dafür ist
dann wieder weg. Und ich denke, dass man als Paarläufer täglich
trainieren muss, damit man das mit dem Partner beherrscht. Wir
trainieren natürlich weniger als aktive Leistungssportler, aber
trotzdem fast täglich zweimal und auch off ice. Wir nehmen das schon
sehr ernst, weil man merkt, dass der Druck bei Shows gestiegen ist.
Man muss auch bei Shows etwas zeigen, damit man wieder gebucht wird.
Wir lieben ja auch dieses Showleben und wir wollen den Leuten was
zeigen. Ich war immer ein Showmädchen und ich konnte es immer mehr
genießen. Also ich vermisse den Leistungssport nicht.
Q: Was kannst du der aktuellen
Generation raten?
A: Ich muss sagen, dass ich nicht
so der Wettkampftyp war. Aber jetzt haben wir viele deutsche Mädels,
die wirklich Wettkampftypen sind. Für mich ist jetzt einfach das
Wichtigste zu genießen was ich mache. Ich würde raten: wenn etwas
vorfallen sollte, nicht nach hinten schauen, sondern immer nach
vorne. Die Ziele verfolgen, die man hat. Wenn man daran glaubt,
verwirklicht sich auch der Traum. So sehe ich das.
Q: Was würdest du im Rückblick
anders machen?
A: Ich hätte das vielleicht
schon früher mit Yannick machen sollen. Natürlich habe ich die
letzten Jahre als Einzelläuferin sehr genossen, weil ich noch einmal
Deutsche Meisterin und 7. bei der EM war. Das war schon ein Erfolg.
Aber ich glaube, ich hätte vielleicht das alles nach vorne schieben
müssen, also früher. Damit ich früher Shows laufen kann. Jetzt bin
ich ja schon 32 und natürlich denken wir daran, irgendwann Kinder zu
haben. Wir sind ja auch privat ein Paar und die Zeit läuft davon.
Q: Wie trennt ihr Privates und
Berufliches und wie kommt ihr damit klar, dass ihr zusammen arbeitet
und lebt?
A: Franzose und Deutsche! (lacht)
Die Deutsche ist immer superpünktlich und der Franzose ist immer
spät. Es ist etwas chaotisch, aber wir managen das ganz gut. Wir
haben von Anfang an gesagt, dass wir versuchen das zu trennen. Auf
dem Eis das ist unsere Arbeit und wir haben Ziele, die wir verfolgen.
Privat ist einfach privat!
Q: Wo wohnt ihr momentan und habt
ihr dahingehend Pläne für die Zukunft?
A: Im Moment sind wir in Paris,
weil dort Yannicks Wohnsitz ist. Aber wir sagen nicht, dass wir in
Paris bleiben müssen. Das ist das Gute an unserem Beruf, dass wir
frei sind und überall arbeiten können. Es kamen auch schon ein paar
Angebote für Yannick als Trainer. Wir sind da offen, wenn jemand an
Yannick als Paarlauftrainer interessiert ist. Wir gehen dorthin, wo
der Beruf ist, der Beruf muss nicht zu uns kommen.
Q: Du arbeitest auch beim iceDOME
als Trainerin, wie gefällt dir das?
A: Sehr gut! Ich war sehr
glücklich als Claudia Huth uns angeschrieben hat und uns gerne
wollte. Es ist ein Super-Team. Letztes Jahr war es mit Tomas Verner.
Dieses Jahr waren Herr Kurashvilli dort, Andrea Vaturi und natürlich
Herr Huth... also es ist schon ein cooles Team. Es macht mir Spaß
mit den Kindern zu trainieren. Sie hören zu und wollen was lernen.
Und Claudia Huth organisiert das alles perfekt
Q: Was ist jetzt demnächst
geplant? Wie geht es weiter?
A: Das neuste ist Intimissimi on
Ice in Verona und Daniel Weiss hat uns zu den Shows nach Deutschland
eingeladen. Und wir gehen zu Kings on Ice.
Q: Wo seht ihr euch in 5 und in
10 Jahren?
A: Für die nächsten 5 Jahre:
Ich habe mir immer gesagt, sollte ich in den nächsten Jahren
schwanger werden, dann möchte ich nach der Geburt zurück auf das
Eis, weil mir das Showleben einfach so viel Spaß macht. In 10 Jahren
eventuell weiterhin auf dem Eis als Trainerin. Ich bin eher der
Choreograph-Typ. Also mir gefällt, wenn ich den Mädels Tipps geben
kann wie man eleganter läuft und wenn ich die Choreographie machen
kann. Und Yannick möchte gerne Paarlauf-Trainer werden.
Q: Dankeschön für das
interessante Interview und ich freue mich, dass wir uns bald wieder
sehen.