Jonathan Heß: „Ich werde versuchen, mich hochzuarbeiten“

 

Jonathan Heß (17) hat mit Platz zehn einen Achtungserfolg bei der Junioren-WM erzielt und auf sich aufmerksam gemacht.

 

 

Q: Wie war es bei deiner ersten Junioren-Weltmeisterschaft?


A: Es war auf jeden Fall mal ein ganz anderes Gefühl als bei den Bavarian Open oder so zu starten. Selbst die Deutschen Meisterschaften waren von der Nervosität her dagegen gar nichts. Beim Kurzprogramm habe ich einfach versucht mit Spaß zu laufen, die Musik zu fühlen. Es hat auch ziemlich gut funktioniert. In der Kür habe ich mir gedacht, dass das Training gut war. Die Programme die ich gelaufen bin, vielleicht nicht unbedingt. Aber die einzelnen Elemente die kann ich. Das habe ich ja auch gezeigt. Und dann ist rausgekommen was rausgekommen ist.


Q: Du hast gesagt, dass Hauptziel war erst einmal ins Finale zu kommen. Wie überrascht warst du, als du nach dem Kurzprogramm auf dem siebten Platz warst?

 

A: Zuerst habe ich die Punkte gesehen und nach den letzten Jahren habe ich mir so gedacht, dass das auf jeden Fall (für Finale) reichen sollte. Wenn nichts Ungewöhnliches passiert. Vielleicht sogar für die zweite Einlaufgruppe. Und dann bin ich ins Hotel Mittag essen gegangen und bin danach wieder rein und habe gesehen, oh ich bin ja Zweiter inzwischen. Da war nur ein Koreaner einen halben Punkt vor mir, das war gar nichts. Bis zur letzten Einlaufgruppe war ich immer noch da oben auf dem Bildschirm zu sehen. Ich war in der Eishalle wirklich riesig geflasht. Das hatte ich so noch nie. Wenn, dann habe ich mich immer direkt darüber gefreut oder so. Also es war echt unglaublich.

 

Q: Was nimmst du jetzt mit für die Zukunft von dieser positiven Erfahrung?

 

A: Ich werde mir so ein bisschen Technik von den anderen mitnehmen. Weil man immer was optimieren kann. Ich werde versuchen, sagen wir mal, mich an das internationale Niveau anzupassen und wenn es geht mitzuziehen. Ich habe gemerkt, dass man vor einer Kür nicht Angst haben muss. Dass man sie einfach mal läuft und sieht was rauskommt.

 

Q: Du hast gesagt, du wärst sehr nervös gewesen.

 

A: Ja, vor dem Kurzprogramm war es wirklich sehr krass. Es hat sich im Bauch ganz schön kribbelig angefühlt. Aber im Programm war es dann weg und ich konnte mich konzentrieren. Man hat mir nach dem Programm gesagt, dass ich sehr fokussiert gewirkt habe. Anscheinend war ich das, aber ich habe es nicht so wahrgenommen.

 

Q: Was hast du daraus für dich selbst gelernt? Dass du unter Stresssituation deine Leistung zeigen kannst?

 

A: Es gibt auf jeden Fall sehr viel Selbstbewusstsein. Als Zehnter bei einer (Junioren) Weltmeisterschaft hat man schon Ansprüche beim nächsten Mal. Da kann man darauf hintrainieren. Ich bin echt gespannt, wie das Training weiterlaufen wird. Wir werden im nächsten Monat ein bisschen darüber sprechen wie das dann das nächste Jahr laufen wird. Es hat gezeigt, dass ich da vorne mitlaufen kann. Auch international, nicht nur national. National hatte ich mir das Ziel gesetzt, mit wirklich Abstand zu gewinnen. Das hat ja eigentlich auch geklappt. International wollte ich einfach mal dabei sein. Da habe ich gemerkt, wenn das so weit klappt, dann kann man sich schon mal darauf ausrichten, dass man sich da wirklich mal darauf konzentriert, vorne mitzulaufen. Und dass man den Spaß natürlich weiterhin mitnimmt.

 

Q: Du hast ja auch wirklich einen großen Sprung nach vorne gemacht in deiner Entwicklung. Wie kam das?

 

A: Zuerst habe ich den Trockentrainer gewechselt. Der einfachste Schritt war das Ernährungsprogramm. Ich habe dadurch ein stabiles Gewicht bekommen. Das Trockentraining war sehr gut. Dadurch bin ich sehr stabil geworden. Dann habe ich die ganzen Sprünge stabilisiert bekommen. Beim DEU-Pokal letztes Jahr habe ich eigentlich schon eine stabile Leistung zeigen können. Über den Sommer habe ich dann nahezu durchtrainiert. Weil ich auf zwei Grand Prix hintrainiert habe. Leider habe ich dann nur einen bekommen. Eigentlich war das dann der Ansporn, dass ich mir gesagt habe „okay, den dreifachen Axel machen wir jetzt in jedem Wettkampf. Zwar nicht unbedingt zweimal, aber das machen wir jetzt.“ Also die Entwicklung hat damit angefangen, dass ich mein Gewicht stabilisiert habe und hat damit geendet, dass ich die Ambitionen hatte, den Axel zu lernen.

 

Q: Hast du den innerhalb der Saison gelernt? Oder konntest du ihn schon vorher?

 

A: Ich ihn im Dezember (2016) angefangen, dann immer wieder ein bisschen Pause gemacht. Und im Mai (2017) habe ich ihn dann sauber gestanden. Da war er dann auch ziemlich sicher und sehr schnell.

 

Q: Denkst du auch schon an Vierfachsprünge?

 

A: Natürlich, ich trainiere schon. Für die Junioren WM habe ich jetzt ein bisschen Pause gemacht. Einfach, damit ein dreifacher Toeloop nicht wegen zu viel Drehung in Gefahr ist. Das ist ein bisschen unnötig. Der vierfache Toeloop ist auf jeden Fall auf einem guten Weg. An den Salchow habe ich mich auch schon mal ran getastet. Ich habe mir das Ziel gesteckt, den vierfachen Toeloop in einem Monat mal gestanden zu haben. Das ist auf jeden Fall möglich. Als ich ihn das letzte Mal trainiert habe, hat Herr Lindemann gesagt, jetzt kann ich so langsam mal ans Stehen denken. Mal sehen, wie es da weitergeht. Der Plan ist, in dieser Saison auf jeden Fall mal einen Vierfachen zu stehen.

 

Q: Stefan Lindemann hilft dir auch ein bisschen?


A: Ja, es wird ja wahrscheinlich darauf hinauslaufen, dass ich in Mannheim und in Stuttgart trainieren werde. Ich möchte mein bisheriges Trainerteam behalten, aber ich werde versuchen, in Mannheim ein Sportstipendium zu bekommen. D.h. ich werde auch in Mannheim trainieren müssen. Und ich finde, Frau Pötzsch und Herr Lindemann ergänzen das sehr gut. Herr Lindemann hat auch sehr viel Erfahrung mit Vierfachen. Auch wenn er nur einen gesprungen ist, bringt er die Erfahrung mit. Und das ist noch mal was anderes als mein Trainer. Er hat zwar auch viel Erfahrung, aber das bringt einen auf eine andere Weise weiter. Ich finde von der Vielfalt im Training und von Trainern kann ich anders was mitnehmen als wenn es nur ein Trainer ist. Ein Trainer ist nicht schlimm, aber ich finde bei mehreren Trainern ist so eine Art Konkurrenzkampf mit dabei. Und man hat einfach noch ein bisschen mehr Vielfalt, aus der man sich was raus ziehen kann.

 

Q: Was sagst du denn dazu, dass die kleine Alexandra Trusova mit ihren 13 Jahren zwei Vierfache bei der JWM gesprungen ist?

 

A: Das ist WOW! Ich habe sie beim ersten Junioren Grand Prix in Australien gesehen und habe mir schon gedacht ‚ein Mädchen mit 13 Jahren mit Vierfach Salchow! Aber ok, die kommt aus Russland, da war ja eigentlich schon fast klar‘. Aber jetzt dann das war dann eigentlich so, okay sie hat noch einen Vierfach Toeloop. Musste ja eigentlich noch kommen. Das ist so unglaublich. Ein bisschen fast sind das Maschinen, die das trainieren und da heranwachsen. Das einzige, was ich dazu sagen kann ist, dass ich hoffe, dass sie sich da oben hält. Auch die nächsten Jahre, wenn sie sich entwickelt, größer wird und in die Pubertät kommt. Ich habe zwar noch nicht viel gesehen, aber das war unglaublich. Ich hoffe, für sie geht es gut weiter. Ich finde, 13 Jahre ist noch ein bisschen zu jung.

 

Q: Ist das ein bisschen erschreckend oder ist das demotivierend? Da kommt so eine kleine Maus und kann, was du noch nicht kannst.

 

A: Demotivierend ist es nicht, in keinem Fall. Ich habe mein Bestes gegeben und das kann ich sagen. Jeder hat das gesehen. Wenn sie dann halt was besser macht, da kann ich nichts ändern. Sie hat das ganze Jahr über Top-Leistungen abgerufen. Jetzt zum Saisonende noch mehr. Was ich sagen kann ist, dass ich mich angestrengt habe. Die Motivation steigt ja eigentlich nur, weil ich etwas mitnehmen kann.

 

Q: Ich finde, dass du eine wirklich gute Präsenz hast auf dem Eis.

 

A: Also ich finde, wenn man den Vergleich zieht zu den Top-Läufern hier bei den Junioren, da bin ich noch hinten dran. Ich finde, es ist schon sehr gut geworden. Ich bin noch ein bisschen massig zurzeit, aber ich habe den Fettanteil sehr runter gekriegt. Man hat mir z.B. beim Theo Taler gesagt, ‚Du hast so abgenommen, wir haben dich fast nicht erkannt. Das finde ich sehr gut. Da muss man jetzt noch gucken, dass der Rest optimiert wird.


Q: Ich meine, du hast eine natürliche Präsenz auf dem Eis und hebst dich von anderen ab.

 

A: Das liebe ich bei meinem Kurzprogramm. Richtig extrem. Wenn ich mich hinstelle, ist es leise. Und wenn dann die Musik anfängt, spürt man, wie die Halle noch leiser wird obwohl schon alle am Anfang still waren. Das ist dieser Flash-Effekt vom Kurzprogramm. Ich liebe mein Kurzprogramm wirklich sehr. Ich finde es ein bisschen schade bei der Kür, da kriege ich das nicht ganz so hin. Ich werde sie wahrscheinlich wechseln, weil ich sie schon zwei Jahre habe. Man muss sich weiter entwickeln. Ich hoffe, da wird der nächste große Schritt gemacht. Der Choreograph holt ja echt Sachen aus mir raus, das hätte ich nicht gedacht.

 

Q: Wer ist das?

A: Steffen Hörmann

 

Q: Du hast gesagt, du wirst jetzt mal weiter trainieren. Die Saison ist ja noch nicht ganz vorbei, aber es kommt kein Wettbewerb mehr.

 

A: Ja, aber ich werde jetzt mal versuchen im Prinzip meine Dreifach-Dreifach-Kombis weiter zu entwickeln, dass man in der nächsten Saison Potential hat. Am Anfang der Saison muss man ja schon was bringen wegen der Grand Prix. Die Junioren sind ja sehr früh dran. Und dann möchte ich gerne meinen dreifachen Axel stabilisieren. Er ist im Training nicht so sicher wie im Wettkampf. Da war er ja die letzten beiden Male bombensicher. Ich würde ihn gerne auch in der Kombi sicher bekommen. Beim Vierfachen muss es weitergehen. Da braucht man so ein bisschen, sagen wir mal, den Rhythmus. Und wenn ich ihn gerade drin habe, dann kann ich ihn nutzen. Und ich finde, es ist eine gute Ablenkung. Ich mache in ein paar Monaten das Abi und ich will mich nicht nur darauf konzentrieren. Klar will ich, dass es tip top läuft, aber es gibt noch ein Leben neben der Schule. Aber auch neben dem Eis.

 

Q. Wie schwer ist denn, die Schule mit dem Leistungssport zu verbinden? Baden-Württemberg ist ja auch dafür bekannt, dass hohe Anforderungen gestellt werden.

 

A: Ich bin im G8 Zug und das ist wirklich sehr anspruchsvoll. Aber ich bekomme es ziemlich gut hin. Grob gesehen liege im Zweier-Niveau, mal besser und mal schlechter. Es schwankt so ein bisschen. Ich komme gut mit, aber es ist halt schwierig wegen den Lernzeiten. Früher habe ich wenig gelernt, was mir jetzt ein bisschen zum Nachteil geworden ist. Jetzt versuche ich, die Zeiten zu strukturieren. Jetzt, da es auf das Abi zugeht, muss man ein paar Stunden am Tag lernen. Den Fokus auf dem Eis kenne ich schon, jetzt muss ich ihn noch beim Lernen kennenlernen. Ich habe am Dienstag dieser Woche Musik (nach der Junioren-WM).

Q: Dann hast du jetzt ein bisschen gelernt nebenher?

 

A: Ja, ich habe meine Geige hier mit hierher genommen und ein bisschen gespielt. Es war eine gute Ablenkung. In Innsbruck war ich ja auch und da hatte ich eine sehr gute Punktzahl. Dort hatte ich auch die Geige mitgenommen und es war eine sehr schöne Ablenkung. Da kann man mal ein bisschen abschalten, auch wenn es nicht ganz gerade klingt, es ist trotzdem angenehm.

 

Q: Also machst du Schwerpunkt Musik auf dem musischen Gymnasium?

 

A: Nein, ich habe mich bei der Wahl der Fächer gefragt, was mich interessieren könnte. Dann habe ich gewählt. Und ob es jetzt eine Fehlentscheidung war oder nicht, wird sich herausstellen. Manchmal macht es mir mehr Spaß und manchmal weniger. Das kann man nicht verhindern. Aber was ich gewählt habe, das werde ich durchziehen. Ich kann es sowieso nicht mehr ändern. Mein Abi werde ich ganz sicher nicht wiederholen. Darauf habe ich keine Lust. Es ist zu anstrengend.

 

Q: Aber es ist ja auch schön, die Geige mitzunehmen. Spielst du dann im Zimmer?

 

A: Ja, ich habe immer geguckt, dass Robert Kunkel (Paarläufer) weit weg ist. Denn wenn ich alleine bin, dann fühle ich mich ein bisschen wohler. Zu Hause ist es was anderes bei meiner Familie. Wenn ich dann alleine war im Zimmer vor dem Spiegel, kann ich ein bisschen die Haltung üben, vielleicht auch fürs Eis. Wenn man sich selbst ein bisschen mehr wahrnimmt, das hilft mir extrem.

 

Q: Wenn du auch Gefühl für die Musik hast, kann das ja nicht schaden.


A: Genau

 

Q: Du wirst nächstes Jahr erst einmal bei den Junioren anfangen. Aber schielst du auch schon ein bisschen in die Meisterklasse?

 

A: Ja klar. Nächstes Jahr ist ja die große Deutsche in Stuttgart. Ich plane mal, dort zu laufen. Und natürlich werde ich dann um so was wie die EM mitlaufen. Weil ich gesehen habe, dass ich das Niveau von Paul Fentz eindeutig erreicht habe. Und ich finde, Konkurrenz belebt das Geschäft. Da kann man mal ein bisschen frischen Wind reinbringen.

 

Q: Du hast sicher auch die Olympischen Spiele verfolgt. Welche Läufer haben dich besonders beeindruckt, wer sind die Vorbilder?

A: Javier Fernandez ist auf jeden Fall ein großes Vorbild. Das ist unglaublich wie er das hinkriegt. Er macht den Vierfach Salchow und Vierfach Toeloop. Und die sind auch so schon bombastisch, der Absprung, die Landung, die Drehung. Das sieht unglaublich. Aber während er läuft vergisst man, dass er einen bombastischen Sprung gemacht hat. Also da würde ich echt gerne hinkommen. Im Moment ist es noch so, ab und zu sieht man noch ein bisschen „ja, er versucht's“. Das ist so mein Eindruck bei mir. Aber wenn ich da wegkomme, das ist schon ein großer Schritt. Mein Ziel ist, dass die Sprünge im Prinzip Nebensache werden und die Choreo mal in den Vordergrund kommt. Ich habe mir mal das Protokoll von Hanyu angeschaut aus dem Kurzprogramm. Das war jetzt der Standard. Dahin zu kommen, das wäre echt schön. Ich setzte mir mal als Ziel, den Spaß zu haben. Das ist mit dem Stil von Fernandez einfacher zu erreichen als mit dem von Hanyu. Ich glaube nicht, dass wir die gleiche Statur haben, aber es ist ähnlicher als mit Hanyu.

 

Q: Wie kam es, dass du mit dem Eislaufen angefangen hast?

 

A: Meine Mutter hat das sehr gerne im Fernsehen geschaut, weil sie es schön fand. Europameisterschaften, Weltmeisterschaften, Olympische Spiele. Das hat dann meine große Schwester gesehen und wollte damit anfangen. Und dann wollte ich wegen meiner großen Schwester anfangen.

 

Q: Wie viel älter ist deine Schwester?

A. Zwei Jahre auf den Tag genau.

 

Q: Hat sie aufgehört oder läuft sie auch noch?

A: Nein, sie hat aufgehört. Sie studiert jetzt Jura in Tübingen. Am Anfang hat sie noch versucht es frisch zu halten. Aber es war sehr viel und dann hat sie gesagt, dass sie einen Schnitt macht und es jetzt mal ruhen lässt.

 

Q: Gibt es sonst noch Sportler in der Familie?

A: Natürlich, ich habe noch zwei kleinere Geschwister. Meine kleine Schwester läuft bei den Junioren Damen und macht echt Fortschritte. Das freut mich sehr für sie, denn das letzte Jahr ist ein bisschen holperig verlaufen. Sie versucht jetzt noch einmal Bundeskader-Punkte zu schaffen. Sehen wir mal wie es weitergeht. Ich freue mich echt für sie, dass sie sich da weiterentwickelt. Läuferisch zieht sie mich ganz schön weiter, weil sie auch jemand ist, der mir direkt sagt, ob sie es gut findet oder nicht. Und ihre Meinung kann man sehr ernst nehmen. Ich finde, sie hat ein sehr gutes Auge dafür. Mein kleiner Bruder spielt Fußball und Tischtennis.

 

Q: Wie alt ist die kleine Schwester und wie heißt sie?

 

A: 14 und sie heißt Carolin.

 

Q: Und der kleine Bruder?


A: Er heißt Bernhard und ist 10. Er war auch mal auf dem Eis. Aber da hat die letzte Trainerin irgendwas gemacht, dass er momentan keine Lust mehr hat.

 

Q: Deine Schwester trainiert mit dir zusammen?


A: Ja, ohne meine Schwester ist es kein Training. Wir sind zusammen echt stark. Seit wir zusammen trainieren, macht jedes Training Spaß. Egal ob man sich mal aufregt, wenn ein Sprung nicht klappt oder ein bisschen enttäuscht ist. Wir ziehen uns gegenseitig hoch.

 

Q: Wie hat sie dich hier unterstützt aus der Ferne oder ist sie hier?


A: Nein, leider nicht. Sie muss zur Schule und sich auf den DEU-Pokal vorbereiten. Wir haben natürlich telefoniert und so. Und es hat gut getan, die Familie zu hören. Wir haben telefoniert und ein bisschen geschrieben. Ich habe mir ein paar YouTube Videos angeschaut, die mich sehr an sie erinnern und die Stimmung mitgenommen.

Q: Ist es ein Ziel, dass ihr nächstes Jahr zusammen zur JWM fahrt?

 

A: Ja natürlich. Wenn sie weiterhin solche Fortschritte macht bin ich gespannt, ob das was wird. Sie ist jetzt 14 und mit 15 ist man reif genug dafür, finde ich. Erfahrungen kann man so viele sammeln wie nur möglich. Ich bin echt gespannt, ob das funktioniert. Das wäre natürlich sehr toll, dann hätte unser Trainer zwei Läufer und dann hätten wir als Familie zwei

Läufer. Das wäre einfach super. Ich würde es ihr echt gönnen.


Q: Welche langfristigen Ziele setzt du dir?

 

A: Nächstes Jahr.... das ist jetzt nicht unbedingt langfristig.... mal die EM Teilnahme und dass ich das Finale dort erreiche. Vielleicht sogar die WM, aber eher die Junioren WM, weil ich da mehr Chancen habe und mich da eher verbessern kann. Das ist leichter als wenn ich gleich bei den Großen mitlaufe. Langfristig ist natürlich die nächste Olympia-Teilnahme und eine Festsetzung im vorderen Klassement der Weltrangliste geplant. Ich werde versuchen, mich da hochzuarbeiten. Vielleicht noch so ein paar Standards zu setzen in irgendeiner Weise. Und wenn es nur durch den Laufstil ist. Bei Sprüngen ist das inzwischen schwierig, aber beim Laufstil ist das immer möglich.

 

A: Wie glaubst du, kannst du deine Ziele erreichen? Was musst du dafür tun?

 

Q: Ich muss auf alle Fälle mein Training umstrukturieren. Ich trainiere in letzter Zeit nur 10 Stunden die Woche. Das ist sehr wenig. Ich finde, da habe ich das Beste rausgeholt. Mit mehr Training und strukturiertem Arbeiten, also vom Aufbau her für die Wettkämpfe, versuche ich da was reinzubringen. Mit einem größeren Trainerteam versuche ich es aufzulockern. International so ein bisschen Kontakte finden, da sich Informationen holen, ein bisschen Technik abschauen und so weiter. Kann ja nie schaden. Und einfach dranbleiben. Ich finde, Spaß ist der Schlüssel dazu. Spaß alleine macht es zwar nicht, aber ich finde, damit fängt es an. Ich hatte schon ein paar Wettkämpfe, wo ich mich echt festgebissen habe und wo ich gesagt habe, ich muss das erreichen. Aber die waren nicht gut. Als Beispiel Nizza in dieser Saison, das war die schlechteste Punktzahl in der Saison. Aber daraus kann man lernen und was mitnehmen.

 

Q: Es klingt sehr erwachsen, wie du das reflektierst. Kommt das Bewusstsein für diese Dinge von dir selbst?

 

A: Keine Ahnung, jedes Mal wenn ich mich auf Video sehe, weiß ich noch genau, was ich da körperlich gefühlt habe. Ich versuche das auch noch mal nachzuempfinden. Und ich sehe dann eigentlich meistens sofort, ob man in irgendeiner Weise was verbessern kann. Und wenn es nur eine ganz kleine Bewegung ist, wo man sagt „komm, das ist Erbsenzählerei! Da würde ich dann sagen: „das kann man verbessern.“ Mein Trainer lässt mir ziemlich viele Freiheiten. Ich kann von ihm sehr viel mitnehmen und von außen sehr viel mitnehmen. Dadurch ergibt sich eine gute Mischung. Ich habe mir die Sprünge zwar nicht alleine beigebracht. Aber da ist sehr viel Eigenes dabei, was er dann im Prinzip in die richtige Spur gebracht hat.

 

Q: Hast du dir Videos angeguckt von anderen Läufern, wie die springen?


A: Ja natürlich. Z.B .hat sich mein Vierfach Toeloop dadurch ein bisschen verbessert, dass ich mal imitiert habe wie Fernandez seinen Toeloop springt. Denn der ist einwandfrei und davon kann man etwas mitnehmen. Klar, jeder hat seine eigene Technik, aber improvisieren muss man. Übernehmen kann man und dann macht man das Beste daraus.

 

Q: Ist das deine eigene Idee, ich gucke mir den jetzt an?

A: Ja, aber das habe ich auf jeden Fall von meiner Mutter auf den Weg mitbekommen. Als ich noch nicht so weit vorne mit dabei war bei der Deutschen oder den Bavarian Open, als ich noch eher in der Mitte bis hinten im Feld war, hat sie immer darauf bestanden, dass sich mir die Guten mit angeschaut habe. Dadurch haben sich Ambitionen entwickelt, wo ich mal hinkommen möchte. Und dann versucht man das zu erreichen. So hat es angefangen. Und jetzt, jedes Mal wenn ich mich auf einem Video sehe, versuche ich etwas zu verbessern oder zu sagen, das ist gut, das lassen wir so. Das nehmen wir mal mit.

 

Q: Vielen Dank für das Interview und alles Gute!

(Interview Junioren-WM 2018)