Interview mit Stina Martini/Severin Kiefer
Graz, November 2012
Q: Österreich ist kein Land mit Paarlauftradition. Wie schwer ist es für
euch, Förderung, Trainer, Trainingsmöglichkeiten etc zu finden?
Severin: Es gab 12 Jahre für uns in Österreich keinen Paarlauf. Deshalb
mussten wir in Trainings- und auch in Finanzierungssachen sehen wo wir
bleiben. Wir haben in Berlin mit Rico Rex und Knut Schubert Partner
gefunden, mit denen wir viel arbeiten und die uns auf jeden Fall
weitergebracht haben. Mit ihnen arbeiten wir auch weiterhin eng zusammen
und hier in Graz mit unserer Trainerin Eva Sonnleitner.
Q: Haben nun auch andere Läufer in Österreich Interesse am Paarlauf? Was könnt ihr tun, um den Paarlauf populärer zu machen?
Severin: Es gibt ein zweites Paar in Österreich, das in dieser Saison
bei nationalen Wettkämpfen starten wird. Ich habe mit ihnen im Sommer
auch gearbeitet und sie trainieren bei Uwe Kagelmann, der früher für die
DDR gelaufen und Olympiamedaillen-Gewinner ist. Er arbeitet jetzt im
Westen in Österreich eben auch mit einem jungen Paar und wir hoffen
natürlich, dass da noch andere nachkommen.
Q. Ihr seid verletzungsbedingt spät eingestiegen. Was habt ihr mitgenommen aus eurem ersten Wettkampf in Nizza?
Stina: Ja, Nizza war der Einstieg. Wir haben gemerkt, dass an den
Programmen zu arbeiten ist. Der Schwung im Programm fehlt und wir sind
noch ein bisschen langsam. Aber das kommt mit den Wettkämpfen.
Severin: Es haben sich auch die Elemente im Programm gefestigt. Wir
hatten vor Nizza nur wenige wirkliche Durchläufe mit allen Elementen,
auch im Training. Aber natürlich ist die Wettkampfpraxis etwas, das uns
hilft wie wir auch heute schon gemerkt haben.
Q. Habt ihr euch Ziele gesetzt?
Severin: Auf jeden Fall. Das große Ziel für uns ist die
Olympiaqualifikation für 2014, kurzfristiger bei der EM unsere
Platzierungen zu verbessern, uns dort zu etablieren und die
WM-Qualifikation dieses Jahr.
Q: Was gefällt euch am besten am Paarlaufen? Was ist am schwierigsten?
Stina: Mir gefällt eigentlich alles am Paarlaufen. Dieses Spektakuläre
ist total schön, es ist zusammen, man kann irgendwie eine Geschichte auf
dem Eis aufbauen. Das finde ich alles super. Am
schwierigsten.....hmhh....
Severin: .... das verändert sich. Man nimmt ja immer eine neue
Schwierigkeit rein ins Programm, es muss ja nicht immer das gleiche
sein. Wenn man dann z.B. von einem Doppeleinzelsprung auf einen
Dreifachen geht...
Stina: Ich würde sagen, dass für uns vielleicht der Twist wegen des Größenverhältnisses schwierig ist.
Q: Severin, du bist auch noch als Einzelläufer aktiv?
Severin: Ja, aber ich habe in dieser Saison die Aktivität im Rahmen
unserer Verletzungen zurück geschraubt. Ich bin jetzt noch nirgendwo
gestartet und habe auch das Training fokussiert auf das Paarlaufen. Ich
habe früher auch in der letzten Zeit als wir mit dem Paarlaufen begonnen
haben immer gesagt: Ich mache Einzel nur so lange es nicht das
Paarlaufen negativ beeinträchtigt. Mit den Fortschritten, die wir in den
letzten Jahren gemacht haben, sind auch unsere Anforderungen an uns
gewachsen. Ich habe gemerkt, dass unser Fortschritt und unsere Chancen
auf Olympia möglicherweise darunter leiden könnten, wenn ich Einzellauf
weiter wie bisher machen würde. Das wollte und will ich keinesfalls in
Kauf nehmen
Q. Erzählt ihr uns etwas über eure neuen Programme? Mit welchem
Choreographen habt ihr gearbeitet? Wer hat die Musik ausgesucht und die
Kostüme?
Stina: Die Musik suchen wir immer selbst mit unserer Trainerin zusammen
aus. Unser Kurzprogramm ist Parov Stelar ,das ist eine österreichische
Band und unsere Kür ist unser letztes Kurzprogramm, der Donauwalzer.
Severin: Die Kostüme werden in Italien gemacht, bei der Firma Sagester.
Die Choreographie: Wir arbeiten in Berlin mit Hendyrk Schamberger, in
Graz arbeiten wir mit Eugen Turba, der aus Regensburg ist. Die Kür
aufgebaut hat ein Kollege von uns, der (frühere) österreichische
Eistanzmeister Juri Kurakin.
Q: Die ISU hat die Qualifikation für Meisterschaften abgeschafft. Die
Mindestpunktzahl ist gerade für die WM sehr hoch angesetzt. Wie denkt
ihr darüber? Wie schwierig ist das für eine kleinere Eislaufnation wie
Österreich?
Severin: Natürlich ist es schwierig, weil es in allen Kategorien
zumindest eng wird, wenn es sehr schwer erreichbar ist. Es ist auch die
Ungewissheit nachdem die ISU-Regel so formuliert ist, dass sie noch
unter der Saison geändert werden kann. Das heißt man weiß nie genau wann
es reicht, wann man qualifiziert ist. Das ist eine etwas unangenehme
Situation. Für die EM ist es ja okay und die werden wir laufen können.
Bei der WM kommt es eben darauf an, entweder schaffen wir den Sprung und
erreichen die Punkte, was schwierig sein wird. wenn überhaupt möglich
oder die ISU setzt möglicherweise die Punkte runter.
Q: In der Saison 2013/2014 ist Musik mit Gesang erlaubt. Gefällt euch das?
Stina: Ja, es wird sicher interessant. Es kommen dann hoffentlich nicht
so oft die gleichen Lieder aus irgendwelchen Charts (lacht). Ich finde
es eine gute Idee.
Severin: Ich freue mich auf jeden Fall auch darauf. Es modernisiert den
Sport und macht ihn vielleicht auch wieder attraktiver für die breite
Masse. Es macht es auch vielseitiger, denn jetzt hört man doch oft die
gleichen Musiken und so hat man mehr Möglichkeiten.
Q: Stina, wie würdest du Severin charakterisieren?
Stina: Ich würde sagen, dass wir eigentlich schon sehr verschieden sind.
Aber das ergänzt sich ganz gut, auch vor allem im Training. Er ist eher
so mehr derjenige, der die Ruhe bewahrt, ein bisschen zurückhaltend und
am Boden bleibend, während ich oft sehr schnell aufbrause wenn etwas
nicht funktioniert.
Q: Severin, wie siehst du Stina?
Severin: Ehrgeizig! Stina hat das sehr gut gesagt: es ergänzt sich recht
gut. Wir haben natürlich lernen müssen mit diesen Unterschieden
umzugehen als wir mit dem Paarlaufen angefangen haben. Aber ich denke,
dass wir einen recht guten Weg gefunden haben.
Q: Ihr seid populär geworden in Österreich, der ORF hat euch soeben interviewt. Wie gefällt euch das?
Severin: Ich finde es schön. Es ist auf jeden Fall auch motivierend. Es
gibt schöne Rückmeldungen, dass es etwas bringt was wir machen, dass es
ankommt und Resonanz hat in Österreich.
Q: Erkennt man euch auf der Straße?
Severin: Weniger. Es gab schon lustige Situationen auf der Uni, dass
Leute zu mir hergekommen sind "Du, ich habe dich gestern in der Zeitung
gesehen. Was machst denn du?" Aber so weit sind wir noch nicht, dass wir
auf der Straße angesprochen werden.
Q: Wie geht es jetzt weiter? Welche Wettbewerbe habt ihr geplant?
Stina: Wir werden nächste Woche in Warschau starten um weitere Wettkampferfahrung zu sammeln und danach geht es nach Zagreb.
Severin: Und die Österreichische Meisterschaft, sie ist gleichzeitig mit der Deutschen Mitte/Ende Dezember.
Q: Vielen Dank, alles Gute!